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Die Forderung des bildenden Künstlers an sich selbst, "das sanfte Vibrieren der Dinge ausdrücken zu lernen", wie Paula Modersohn-Becker es nannte, setzt sich im Anspruch an die Phantasie des Betrachters fort, den von einer Abbildung ausgehenden Impulsen zu folgen. Ohne dieses nachschöpferische Sich-versenken, dieses Nachdenken und Meditieren, würde die Überwirklichkeit des Dargestellten sich nicht erschließen, würde alles das, was sich trotz genauester Beschreibung nicht in Worte fassen läßt, die verborgene Wahrheit, die eigentliche Aussage weder erkannt noch verstanden werden. "Einem Kunstwerk gegenüber kann es keine Passivität geben." Manfred Hausmann gilt es, den Blick des Betrachtenden von der optisch wahrnehmbaren, realen Welt eines Kunstwerks auf seine irreale Gegenwelt zu lenken, die freilich nur "in der teilnehmenden, mitschaffenden, weiterschöpferischen Seele des Empfangenden entsteht". Ernstzunehmende Kunst wird, so gesehen, gleichbedeutend mit religiöser, die "mittelbar oder unmittelbar versucht, die Wirklichkeit in eine Beziehung zur Transzendenz zu setzen", zur Kunst, die über sich hinausweist. An Beispielen von Skulpturen, Reliefs und Gemälden, sakralen und weltlichen, von der Antike über Michelangelo und Rembrandt zur Romantik und bis ins zwanzigste Jahrhundert wird das "magische Zusammenspiel" von Wirklichkeit und Wahrheit verdeutlicht.