Markt und Gewalt

Bei allen Gegens?tzen sind sich wirtschaftsliberale und marxistische Theoriekonzepte in der Beurteilung des Kapitalismus einig: die ?konomischen Strukturen kapitalistischer Marktgesellschaften machen direkte Gewalt gegen Personen nicht nur ?berfl?ssig, sondern auch ?konomisch kontraproduktiv.?Heide Gerstenberger widerspricht in ihrem opus magnum nicht der These, dass im Verlauf kapitalistischer Wirtschaften die Anwendung direkter Gewalt zum Zwecke der Profitproduktion vielerorts zur?ckgedr?ngt wurde, wohl aber bestreitet sie, dass diese Entwicklung ?konomischer Rationalit?t geschuldet ist. Als Resultat ihrer Auseinandersetzung mit der konkreten historischen Funktionsweise kapitalistischer Wirtschaften stellt sie fest, dass, wo immer eine Domestizierung des Kapitalismus erfolgte, diese durch sehr energische soziale Auseinandersetzungen und politische Ma?nahmen herbeigef?hrt worden ist. Werden Eigner und Besitzer von Kapital nicht durch ?ffentlichkeiten und Regierungen daran gehindert, so nutzen sie - von Ausnahmen abgesehen - alle sich ihnen bietenden M?glichkeiten, Profite zu erzielen. Angesichts der historischen Funktionsweise kapitalistischer Wirtschaften l?sst sich nicht l?nger aufrechterhalten, dass der Einsatz direkter Gewalt gegen Personen kapitalistischem Profitstreben unter allen Umst?nden widerspricht.